Hallo Frau Michi Schreiber,
Sie sind noch keine 30 und haben schon mehr erlebt, als manch ein 80 jähriger. Was waren Ihre spannendsten Abenteuer?
Es gibt nicht DAS spannendste Abenteuer, um ehrlich zu sein. So wie ich mein Leben gestalte ist mittlerweile fast jeder Tag abenteuerlich. Sei es im Start-Up-Dschungel, Ehe-Alltag oder mit den Tieren vor Ort. Momente, die mir aber immer besonders in Erinnerung bleiben, ist das Einfangen von Verletzten oder Befreien von Tieren, die in Schlingen stecken. In solchen Momenten sind mein Mann und ich stark unter Strom, jeder Handgriff muss sitzen, doch danach sind wir immer sehr stolz auf uns.
In ihrem neuen Buch „Unter Affen“ schreiben Sie und ihr Mann über ihre gemeinsamen Erlebnisse als Freiwilligenhelfer für Affen in Südafrika.
Was ist die Idee des Buches?
Das neue Buch lässt Menschen auf humorvolle Art und Weise in unsere Welt eintauchen und bietet durch die Erzählung beider Charaktere (Marc und mir) die Möglichkeit, sich sowohl mit der abenteuerlustigen Abenteurerin als auch dem bodenständigen Reiseanfänger zu identifizieren. Nicht jeder, der solche Bücher liest, war bereits auf Abenteuern und manchen erscheint es dadurch unmöglich, es einmal selbst zu erleben. Vor allem Marcs Perspektive zeigt, dass man für so ein Abenteuer in Südafrika einfach nur Mut braucht. Alles andere wird man lernen.
Warum sind es überhaupt gerade Affen geworden und nicht andere Wildtiere?
Weil mich kein Tier – egal ob Elefant, Löwe oder auch Wale – je so berührt haben. Wenn ein Affe meine Hand mit seiner greift und mich ansieht, dann weiß ich, dass auch in uns Menschen so viel mehr Natur steckt als wir glauben.
„Unter Affen“ sagt es ja schon. Sie waren quasi Familienmitglieder der Affen. Wie würden die Primaten die Zeit wohl mit Ihnen beiden beschreiben?
Das kommt darauf an, welchen Affen sie fragen. So wie wir Menschen haben die Tiere Präferenzen und während manche mich und Marc sehr mochten, konnten andere uns nicht ausstehen. Würden sie also Abigail, einen der Affen fragen, die uns nicht mochten, würde sie sich sicher über uns auslassen. Penny und Tyga, zwei uns wohlgesonnene Tiere, würden von gemeinsamen Klettererlebnissen und dem Lausen erzählen
Sie setzen sich für die Freiheit von Wildtieren ein. Was genau heißt das in der Praxis?
Das heißt, dass wir verletzte und beschlagnahmte Tiere rehabilitieren. So wie es eine Reha für Menschen gibt, bieten wir eine Reha für Tiere, zeigen ihnen, was sie essen können, bringen ihnen das Klettern bei, bereiten sie auf Prädatoren vor und alles, was sie lernen müssen, um in der Freiheit zu überleben.
Solche Prozesse sind langwierig, sehr komplex und zeitintensiv. Doch der Moment, wenn die Tiere dann endlich frei sind, ist unbeschreiblich!
Sie haben eine große Vision gestartet und einen eigenen Verein gegründet. Was hat es damit auf sich?
Die Idee kam von außen, als ich von meiner Arbeit zu erzählen begann und Menschen mich fragten, ob sie für die Tiere spenden können. Das war zu Beginn nicht möglich, daher haben wir den Verein AFFENSTARK gegründet, die Möglichkeit für den Schutz der Tiere zu spenden.
Mittlerweile haben wir mit einem Team an ehrenamtlichen Helfer*innen Fokusthemen und Kernziele festgelegt: Umweltbildung, Rettung und Rehabilitierung sowie Lebensraumerhaltung.
Das gesamte Autoren-Honorar spenden Sie auch an den Verein Affenstark e.V. . Wie wird das Geld eingesetzt?
Primär für den Bau einer Schutzstation im Westkap. Leider gibt es dort kein Auffangprojekt und viele Affen, Erdmännchen und andere Wildtiere müssen behördlich eingeschläfert werden. Das möchten wir ändern!
Ist das nächste Abenteuer schon geplant?
Viele. Das größte ist sicher die neue Auffangstation und meinen Doktor, der im November beginnen wird. Reisetechnische Abenteuer werden meine Ausbildung zum Nature Guide im kommenden Jahr in Botswana und eine Reise nach Japan, wo ich Affen (Japanmakaken) im Schnee sehen möchte. Doch das Abenteuer klopft fast täglich an meine Tür und überrascht mich mit immer neuen Herausforderungen und Chancen.
Vielen Dank für das Interview!